Das Naadam Fest in der Mongolei

Das Naadam Fest in der Mongolei

Es ist das beeindruckendste, die Kultur am deutlichsten zum Ausdruck bringende Fest der Mongolen, das zudem noch in der schönsten Sommerzeit jedes Jahr vom 11. bis 13. Juli stattfindet. Seine Wurzeln gehen zurück bis in die Zeit der Alttürken oder gar Hunnen. Spätestens unter Dschingis-Khan und seinen Nachfolgern wandelte es sich dann zur Wehrertüchtigung für die Krieger des Kaisers. In der Naadamzeit fand es nicht zu einer bestimmten Zeit statt, sondern immer dann, wenn sich Gelegenheit dazu bot. Heute wird es in Erinnerung an die Revolution von 1921 vom 11. bis 13. Juli jeden Jahres als Staatsnaadam gefeiert. Parallel dazu bzw. um wenige Wochen zeitlich versetzt finden auch in allen Aimags (Provinzen) und in manchen Sumon (Sum ist die zweitobere Ebene der regionalen Verwaltungsgliederung) kleine Naadam-Feste statt, die für Besucher mitunter reizvoller sein können als die großen Veranstaltungen in Ulaanbaatar. Im Kern besteht das Fest aus drei Veranstaltungen: Reiten, Ringen und Bogenschießen. Diese werden zum Staatsnaadam umrahmt von Kulturveranstaltungen, nationaler Symbolik und einem Volksfest mit Jahrmarktcharakter. Das Fest wurde im Jahr 2010 als Kulturerbe der UNESCO registriert.

Pferderennen
Das Pferderennen ist ein sehr beeindruckendes Spektakel. Es gibt nirgendswo auf der Welt, wo auf einmal tausende Pferde gleichzeitig auf der unendlichen Weite rennen. Die Pferde, die aus jeder Ecke der Mongolei ausgewählt werden, werden während des Festes gesammelt. Gestartet werden von den Zweijährigen bis zum Sechsjährigen der Pferde je nach Altersklasse in 12 bis 35 km Entfernung vom Ziel. Die Stuten teilen das nicht. Das Festival ist für die Besitzer/innen, die Pferde und den Reiter/in eine Ausdauerprüfung. Die Reiter sind zwischen 8 und 12 Jahren, darunter reiten sogar viele Mädchen. Oftmals wird nicht einmal ein Sattel benutzt. Die ersten fünf Pferde werden nach Erreichen des Ziels ausgezeichnet. Die ersten fünf Pferde werden nach Erreichen des Ziels ausgezeichnet. Der Ruhm der Sieger fällt allerdings in erster Linie auf den Züchter und auf das Pferd. Erfolgreiche Pferde werden zu Traumpreisen gehandelt und stellen einen großen Reichtum dar. Die Zucht und das Training der Pferde sind eine Wissenschaft für sich, in der sich die über Jahrhunderte gesammelten Erfahrungen der Nomaden und der Krieger erhalten haben.

Ringkampf
Am Ringen, das zum Nationalfest über 2 Tage läuft, nehmen 512 bzw. 1024 Kämpfer teil. Die eigenartige Teilnehmerzahl kommt dadurch zustande, dass der Wettkampf streng nach dem K.0.-System abläuft und sich die Zahl der Ringer also mit jeder Runde halbiert, bis nur noch zwei zur Endrunde übrig bleiben. Die Regeln sind denkbar einfach: Verloren hat der, der mit einem anderen Körperteil als mit seinen Schuhsohlen die Erde berührt. Der Kampf ist zeitlich nicht begrenzt und es gibt keine Gewichtsvergleiche und Altersunterschiede. Es hat wiederholt Fälle gegeben, dass der Endkampf sich über vier und mehr Stunden hinzog, so dass alle Termine der Zuschauer, ja selbst Staatsempfänge, verschoben werden mussten. Jeder Ringer hat einen Titel. Und vor dem Kampf wird der Titel vom eigenen Sekutanten gerufen, und die tanzen einen Adlertanz. Es symbolisiert, dass Sie eine Adlerkraft haben. Die Wettkampfkleidung ist aus sehr reißfestem Material gefertigt: Sehr kurze Hosen (sie sehen wie Unterhose aus) und ein an der Brust offenes, kurzes Jäckchen.

Es gibt eine Geschichte über die Bekleidung. Die Jacke hatte früher einen geschlossenen Schnitt. Eines Tages soll aber ein unbekannter Ringer angetreten sein, der alle namhaften Rivalen schlug. Wie sich später herausstellte, soll dies eine Frau gewesen sein. Nach diesem peinlichen Vorfall sei die Jackenform in der heute üblichen Weise verändert worden. Wenn die Ringer den Wettkampfplatz betreten, tun sie dies mit auffälligen Bewegungen, um den Flug eines mächtigen Adlers darzustellen. Sie halten die Arme ausgestreckt und bewegen den Körper auf und ab. Ringen ist in der Mongolei unbestrittener Nationalsport Nr. 1 und findet im privaten Rahmen auch zu zahlreichen anderen Anlässen statt. Der Sieger erhält einen guten Preis und auch Titel werden vergeben. Es gibt den Titel nach stärksten und schnellsten Tieren wie Falke, Elefant und Löwe. Am begehrtesten und angesehensten ist der Titel Titan. Der Verlierer muss nach dem Kampf unter den Armen (Schwingen) des Siegers hindurchgehen, um so seinen Respekt zu zeigen. 

Bogenschießen
Die traditionellen Bögen, die Holzpfeile mit abgerundeten Spitzen, werden verwendet. Die Ziele, die aus Leder in der Dimension einer Coladose bestehen, liegen auf dem Boden. Sie stehen für Frauen und Männer in unterschiedlich großer Entfernung. Die Männer werden aus der Weide 40 Pfeile aus der Entfernung von 75 Metern gemacht. Die Frauen werden mit 20 Pfeilen aus der Entfernung von 60 Metern geschossen. Gemäß altem Brauch stehen mehrere Männer auf beiden Seiten des Ziels. Und singen ein Volkslied, um die Teilnehmer zu jubeln, und deuten Handzeichen an, um die Ergebnisse anzuzeigen. Das Treffergebnis zeigen neben den Zielen stehende Kampfrichter an, indem sie in einer bestimmten Art zu Hüpfen anfangen. Beim Bogenschießen können theoretisch alle Teilnehmer gewinnen. Beim Fest von 1919 sollen von 122 Teilnehmern 120 alle Ziele getroffen haben. Alle 120 Schützen bekamen den Titel.